Nur ein Kollateralschaden?

10. Juli 2024

Wer wissen will, was zynisch ist, sollte die junge welt vom 9. Juli 2024 lesen. Reinhard Lauterbach schreibt über die jüngsten russischen Raketenangriffe auf die Ukraine. Die Bilder von einem getroffenen Kinderkrankenhaus in Kiew gingen gestern um die Welt. Noch einmal: ein Kinderkrankenhaus! Nebenbei bemerkt: Die heutige Technik lässt es zu, Sprengkörper sehr zielgenau auf einen PKW zu lenken. Die russische Armee ist keine Steinzeittruppe…

Und die junge welt schreibt: „Unklar blieb, ob das Krankenhaus absichtlich gewähltes Ziel war oder als sogenannter Kollateralschaden beim Abschuss von anfliegenden Raketen getroffen wurde. […] Die Erfahrung zeigt, dass solche nach einem Abschuss unkontrolliert herabfallenden Trümmer keine geringeren Schäden anrichten können als gezielte Treffer. Die ukrainische Berichterstattung stellt gern solche ‚Kollateralschäden‘ an zivilen Gebäuden als eigentliches Ziel dar.“

Die Erfahrung zeigt, dass für die russische Armeeführung vom ersten Kriegstag an zivile Ziele sehr wohl auf den Listen stehen. Auch das ist Kalkül. Irgendwie scheinen da Tschetschenien und Aleppo in der Erinnerung auf … Die Artikel 25 und 27 der Haager Landkriegsordnung untersagen solche Angriffe. Aber Großmächte mit imperialen Visionen hat das noch nie sonderlich interessiert.

Und: gemeint gewesen sei ja sowieso der Washingtoner NATO-Gipfel („Gipfelgrüße aus Moskau“ titelte das Blatt, die fanden das offenbar lustig). Was interessieren da schon ein paar tote Kinder…

Vielleicht lag da im Kiewer Keller irgendwas Militärisches in irgendwelchen Kisten. Diese Ausrede kennen wir inzwischen vom Gaza-Krieg.

(10. Juli 2024)

https://www.jungewelt.de/artikel/479031.krieg-in-der-ukraine-gipfelgr%C3%BC%C3%9Fe-aus-moskau.html; letzter Zugriff: 10.07.2024/08.15 Uhr.

Ein Kommentar

  1. Kongenial zum nahezu alltäglichen Zynismus der Jungen Welt hat Rußland zu Beginn seiner Präsidentschaft des UN-Sicherheitsrates ein Mittagesssen veranstaltet, bei dem die russischen Gastgeber laut dem Nachrichtenportal Ukrinform „Huhn nach Kiewer Art“ servierten … Man ist sich im Geiste halt nahe.

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