Warum machen die das?

Immer wieder taucht bei vielen meiner facebook-Freunde die Frage auf, warum sich Herrschende (Politik ist nichts anderes, als Herrschaft auszuüben – also die Interessen Dritter gegen die Anderer durchzusetzen … manche nennen das auch: einen Ausgleich herstellen) so oder so verhielten. Dies wäre doch nicht zum Nutzen der Gesellschaft und setze falsche Prioritäten. Freunde, ihr geht immer noch davon aus, dass die deutsche Gesellschaft ein einig Vaterland Gleichgesinnter mit gleichen Interessen sei. Das ist ein sympathischer Aberglaube. Auch Bertolt Brecht hat diese Frage umgetrieben. In der letzten Zeit taucht aus den Tiefen meiner Lektüre-Erinnerungen immer wieder seine „Ballade vom Wasserrad“ (1932/33) auf:

https://www.deutschelyrik.de/die-ballade-vom-wasserrad.html

Ein knappes Jahr später wurde der Dichter deutlicher: „Und wer ihnen da geglaubt hat / Daß sie seine Freunde sind / Der hat eben dann erwartet / Daß der Regen nach oben rinnt“ (Das Lied vom Klassenfeind, 1934).

Ja, aber das waren doch andere Zeiten, wird jetzt mancher einwenden. Nein, waren es nicht. Die Grundstrukturen sind dieselben, heute allerdings zum Glück entschieden demokratischer verfasst. Mein unverdächtiger Gewährsmann heißt Egon Bahr. Ihm wird die Empfehlung nachgesagt, man solle den Raum verlassen, wenn ein Politiker anfinge, über „Werte“ zu schwadronieren, anstatt seine Interessen zu benennen.
(17. Juni 2024)

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