Theodor Fontane nannte Caputh einmal das „Chicago am Schwielowsee“. Nicht wegen eines märkischen Al Capone, sondern wegen der vielen Lastkähne, die die Produkte der hier einst ansässigen Ziegeleien und der Obstplantagen („Appelkähne“) nach Berlin transportierten. Und als wir alle noch für Frieden und Sozialismus immer bereit waren, reimte Wolfgang Protze am Havelstrand unverdrossen „Was machte Adam und Eva bekannt? / Äpfel aus dem Havelland!“. Da hieß seine Truppe noch „Spartakus“, heute betreibt Protze die „Fercher ObstkistenBühne“. Ich weiß nicht, ob er das Apfellied noch im Repertoire hat, den „Alten Schulhof“, den aber wohl noch. Ferch bildet heute mit Geltow und Caputh die brandenburgische Gemeinde Schwielowsee.
Programmflyer 2025
Aber auch in Caputh hat man es mit der Musik. Seit nunmehr 30 Jahren organisiert der Förderverein Caputher Musiken e.V. die „Caputher Musiken“. Kleine, aber feine Veranstaltungen an verschiedensten Orten Capuths – bekannteren wie dem Schloss König Friedrich Wilhelms I., aber auch weniger bekannten in diesem reizvollen Havel-Paradies bei Potsdam. Die Freundeskreisleute haben dabei eigentlich immer ein glückliches Händchen bei der Auswahl der Musikerinnen und Musiker – und insgesamt bei der Zusammenstellung ihrer Jahresprogramme. Mit berechtigtem Stolz präsentieren sie die Geschichte ihrer „musikalischen Bürgerinitiative“ im Jubiläumsjahr in einem 120-seitigen Bildband, für den die Caputher Autorin Grit Weirauch verantwortlich zeichnet. Wer Lust auf musikalische Entdeckungen hat, sollte nach Caputh fahren. Am 9. Juni feiern der Verein 30 Jahre Caputher Musiken und die Caputher Kirchengemeinde das 20-jährige Orgeljubiläum mit einem gemeinsamen Festkonzert in der Kirche Caputh. Zu erleben sind dann das Wolf-Ferrari-Ensemble und die Caputher Canthorey.
Das Jubiläumsjahr begann ungewöhnlich. In der „Remise am See“ – ein zauberhafter Veranstaltungsort gleich neben dem „Fährkrug“ – gab es am 5. April Zithermusik. Das ist nun wirklich nichts Märkisches. Aber in Berlin fand dieser Tage ein Zither-Workshop statt, und die Caputher griffen unverdrossen zu. Es gelang ihnen, Thomas Baldauf aus Oberwiesenthal zu gewinnen. Baldauf bot nicht nur ein ungewöhnliches Programm von klassischer Zithermusik aus dem österreichischen Biedermeier bis hin zu „Queen“ und „Abba“ – das funktioniert tatsächlich! –, er führte sein Publikum damit auch in die Geschichte der Zithermusik ein. Nicht zuletzt präsentierte er die Grundformen der modernen Konzertzithern von Diskant- über Alt- und Basszither bis hin zur Quintzither. Zither ist eben nicht gleich Zither!
www.zithersolist-erzgebirge.de
Natürlich spielte Thomas Baldauf auch den Zither-Dauerbrenner für selbst der alpenländischen Volksmusik äußerst fernstehende Menschen: das Harry-Lime-Thema von Anton Karas aus Carol Reeds Film „Der dritte Mann“ (1949). Und am Schluss kam endlich auch der Erzgebirgler Anton Günther zu Gehör: „’s is Feierobnd“. Hab ich da nicht aus den hinteren Reihen ein leises Mitsingen vernommen? Das waren sicher Zugewanderte… Herrlich!
Übrigens: der Fachbegriff für Zitherspieler lautet „Zitherist“, analog zum Pianisten oder Gitarristen. Nicht Zitherer!